Steinfrüchtigkeit oder Bormangel?
Sie haben das ganze Jahr gewartet, bis die Birnen an Ihren Birnbäumen endlich reif sind, und dann das: Die Früchte sind deformiert, haben Beulen und im Fruchtfleisch sind steinförmige Einschlüsse zu finden. Obwohl an Blättern und Zweigen nichts außergewöhnlich erscheint, wenn man von den üblichen Erscheinungen wie Läusen und etwas Pilzbefall einmal absieht. Aber woran liegt das?
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Steinfrüchtigkeit
Steinfrüchtigkeit ist eine Krankheit, die Birnbäume befällt und die das Wachstum und die Entwicklung von Früchten beeinflusst. Die Symptome ähneln denen von Pflanzen, die unter einem Mangel an Bor leiden. Die Steinfrüchtigkeit wird jedoch durch einen Virus verursacht. Bei Steinfrüchtigkeit treten deformierte Früchte auf, die eine unregelmäßige Größe und Form haben. Oftmals sind sie auch rissig oder weisen harte, holzige Bereiche auf. Die Haut der Früchte kann zudem eine ungewöhnliche Textur aufweisen.
Die Birnen erscheinen in der Überzahl unsymmetrisch und krumm gewachsen. Schneidet man die Früchte auf, sind deutliche Einschlüsse zu erkennen.
Bormangel
Bor ist ein essenzielles Spurenelement für Pflanzen, da es eine wichtige Rolle im Zellwachstum und der Zellstruktur spielt. Ein Bormangel kann verschiedene Auswirkungen auf das Zellwachstum von Pflanzen haben:
Hemmung des Zellstreckungswachstums: Bor ist an der Aufrechterhaltung der Zellstreckung beteiligt, indem es die Bildung von sogenannten „Pektinen“ in der Zellwand fördert. Pektine sind wichtige Bestandteile der Zellwände und beeinflussen deren Elastizität. Ein Bormangel kann dazu führen, dass die Zellwände weniger flexibel sind, was das normale Streckungswachstum der Zellen behindert. Dies kann zu verkrüppeltem Wachstum und deformierten Organen führen.
Beeinträchtigung der Blüten- und Fruchtbildung: Bor spielt eine Schlüsselrolle bei der Bildung und Entwicklung von Blüten und Früchten. Ein Mangel an Bor kann zu unvollständiger Blütenbildung, unregelmäßigen Blütenstrukturen und zur Bildung von Früchten mit Missbildungen führen. Dies kann die Fortpflanzungsfähigkeit der Pflanzen erheblich beeinträchtigen.
Beeinträchtigung der Zellteilung: Bor ist auch an der Regulation der Zellteilung beteiligt. Ein Mangel kann zu gestörten Zellteilungsprozessen führen, was zu abnormalen Zellstrukturen und -funktionen führen kann.
Störung des Calciumstoffwechsels: Bor ist eng mit dem Calciumstoffwechsel in Pflanzen verknüpft. Ein Mangel an Bor kann zu einer Störung dieses Stoffwechsels führen, was wiederum die Zellmembranintegrität beeinträchtigen und die Zellfunktionen stören kann.
Anfälligkeit für Stress und Krankheiten: Pflanzen mit Bormangel sind oft anfälliger für Umweltstressfaktoren wie Trockenheit und Hitze. Darüber hinaus sind sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, da ein geschwächtes Zellwachstum die Abwehrmechanismen der Pflanze beeinträchtigen kann.
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Um festzustellen, ob tatsächlich ein Bormangel vorliegt, wäre eine Bodenanalyse aufschlussreich. Allerdings bleibt abzuwägen, ob eine solche Bodenanalyse, die auch die Spurenelemente mit berücksichtigt, kosteneffizient ist. Das kann bei einem gewerblichen Anbau sinnvoll sein, aber für einen einzelnen Baum in einem Kleingarten übersteigen die Kosten den Nutzen, wenn man feststellen will, ob es sich um die Virenkrankheit „Steinfrüchtigkeit“ handelt oder um eine Mangelerscheinung.

Natriumtetraborat Decahydrat
Natriumtetraborat Decahydrat wird auch als „Borax“ verkauft und wenn man sich nicht sicher ist, ob ein Birnbaum an Bormangel leidet oder an Steinfrüchtigkeit, kann man zunächst versuchen, ob durch die Gabe von Bor in den Wurzelbereich des Baumes eine Änderung im nächsten Jahr eintritt. Hierzu kann man einen Esslöffel Natriumtetraborat Decahydrat in 10 Liter Wasser auflösen und den Baum damit begießen. Etwa vier bis fünf Anwendungen im zeitigen Frühjahr sollten reichen.
Sollte diese Maßnahme erfolglos bleiben und der Birnbaum nach wie vor nur verkrüppelte Früchte hervorbringen, bleibt nur die Fällung des Baumes übrig, denn gegen die Virenkrankheit Steinfrüchtigkeit ist kein Heilmittel bekannt. Das Laub und das Holz wird bestenfalls verbrannt und sollte nicht im Garten getrocknet und aufbewahrt werden.
Was kann man vorbeugend tun, um Obstbäume gegen Krankheiten und Befall zu schützen?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Obstbäume vor Krankheiten und Schädlingsbefall zu schützen. Hier sind einige vorbeugende Tipps:
Auswahl resistenter Sorten: Beim Kauf von Obstbäumen sollten Sie nach Sorten suchen, die gegen häufig auftretende Krankheiten und Schädlinge resistent sind. Dies kann die Anfälligkeit Ihrer Bäume verringern.
Standortwahl: Wählen Sie einen geeigneten Standort für Ihre Obstbäume. Berücksichtigen Sie dabei den Bodentyp, die Sonneneinstrahlung und den Luftstrom. Ein gut belüfteter Standort kann dazu beitragen, Krankheiten zu verhindern, die durch Feuchtigkeit begünstigt werden.
Bodenpflege: Stellen Sie sicher, dass der Boden gut durchlässig ist und eine ausreichende Drainage bietet. Eine regelmäßige Bodenanalyse kann Ihnen dabei helfen, den pH-Wert und die Nährstoffe im Boden zu überwachen und entsprechend zu korrigieren.
Richtiges Beschneiden: Pflegen Sie Ihre Obstbäume durch regelmäßiges Beschneiden. Entfernen Sie tote, kranke oder beschädigte Äste, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Achten Sie darauf, die Werkzeuge zwischen den Schnitten zu desinfizieren, um eine Kontamination zu vermeiden.
Fruchtfolge: Vermeiden Sie es, Obstbäume oder andere Pflanzen derselben Familie an denselben Stellen im Garten anzubauen. Eine geeignete Fruchtfolge kann dazu beitragen, den Aufbau von Krankheitserregern im Boden zu verhindern.
Mulchen: Mulchen Sie den Boden um die Bäume herum, um Feuchtigkeit zu speichern, Unkraut zu unterdrücken und die Ausbreitung von Krankheiten zu reduzieren.
Wasserwirtschaft: Gießen Sie Ihre Obstbäume regelmäßig, aber vermeiden Sie Überbewässerung. Achten Sie darauf, das Laub trocken zu halten, da feuchte Blätter Krankheiten begünstigen können.
Biologische Kontrolle: Nutzen Sie nützliche Insekten und Tiere wie Marienkäfer und Vögel, um Schädlinge in Schach zu halten. Das Anlegen von Nistkästen und das Pflanzen von Blumen, die Bestäuber anlocken, können ebenfalls hilfreich sein.
Pflanzengesundheit überwachen: Inspizieren Sie Ihre Bäume regelmäßig auf Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingen, wie z. B. verfärbte Blätter, deformierte Früchte oder sichtbare Insekten. Je früher Sie Probleme erkennen, desto einfacher ist es, sie zu kontrollieren.
Einsatz von Pestiziden: Verwenden Sie Pestizide nur als letzten Ausweg, wenn andere Maßnahmen nicht erfolgreich sind. Beachten Sie die Anweisungen auf dem Etikett und seien Sie vorsichtig, um Umweltauswirkungen zu minimieren.
Es ist wichtig, dass Sie sich mit den spezifischen Krankheiten und Schädlingen vertraut machen, die in Ihrer Region häufig vorkommen, da die Vorbeugung und Kontrolle je nach Standort variieren kann. Sehr viel Wissenswertes über Obstbäume kann man auch beim NABU nachlesen.